Neuausrichtung, Kekse & Prioritäten: Wie wir als Selbstständige und Mütter duch die aktuelle Zeit kommen

Die letzten 12 Wochen waren eine wilde Zeit – als Mutter, als Partnerin, als Selbstständige, eigentlich in allen Kontexten meines Lebens. Vor kurzem habe ich mit meinen Kolleginnen Amelie Vesper und Carola Keitel von den Kommunikationslotsen ein Gespräch  geführt, wie wir als Selbstständige und Mütter durch die letzten Wochen gekommen sind, was uns leicht oder schwer fiel, was uns unterstützt hat und worauf wir stolz sind. Begleitend zu unserem Gespräch findet ihr hier einen neuen kleinen Selbstoaching Impuls zum Thema Prioritäten, dieses Mal visualisiert von Carola. Wir arbeiten dran, euch in den kommenden Monaten noch viele spannende Angebote zu machen. Auf diesem Weg könnt ihr uns drei schon etwas besser kennenlernen. Happy reading!

 

Wie erlebst du gerade diese Zeit? Was findest du anspruchsvoll daran?

 

Amelie: Ich erlebe die Zeit in unterschiedlichen Phasen: Am Anfang wollte ich Corona nicht wahrhaben und konnte es nicht glauben, dass ich jetzt wirklich nicht mehr meine oder Joris Freunde treffen darf. Dann gab es eine Phase, in der ich ziemlich angespannt war, weil ich aufgrund der Festanstellung meines Mannes die Betreuung von Joris komplett übernommen und gleichzeitig meinen (hohen) Anspruch gespürt habe, auch arbeiten zu müssen/wollen und neue virtuelle Angebote zu erschaffen, um weiterhin arbeiten zu können. Diesen Anspruch bei wenig Zeit und kaum mentalem Raum zu befriedigen, ist quasi unmöglich.

 

Eigene Ansprüche – das Mögliche vom Unmöglichen unterscheiden

 

Die nächste Phase war, dass ich an meinem Anspruch bei der Arbeit „mitzumischen“ gearbeitet habe und ihn loslassen konnte, . Ich habe mich damit zufrieden gegeben, momentan Joris zu betreuen und zweimal in der Woche Yoga zu unterrichten und darauf zu vertrauen, dass ich mich den virtuellen Angeboten widmen kann, wenn die Tagespflege wieder öffnet. Das hat mir dabei geholfen, die Zeit zu Hause als Familie zu nutzen und zu genießen. Joris entdeckt gerade seine Sprache und es macht ungeheuerlich viel Spaß seine Entwicklung zu begleiten. Dann kam bei meinem Mann die Kurzarbeit und damit wieder eine neue Phase, in der es galt, sich einzurichten.

 

Loslassen! Aber wie?

 

Lara: Ich habe mich beim Zuhören gerade gefragt, wie du es geschafft hast, deine Ansprüche loszulassen – das ist z.B. was, das mir grundsätzlich eher schwer fällt. Ich empfinde es aktuell als sehr anspruchsvoll, Raum für mich, alle meine Ideen und Rollen zu finden. Ich habe weniger das Gefühl, arbeiten zu müssen, sondern erlebe gerade, dass nach einer ersten Phase der relativen Ruhe und Einkehr und des totalen Fokus auf das Familienleben ganz viele neue Ideen entstanden sind, bzw. Ideen, die schon lange in mir geschlummert haben, jetzt so richtig zur Blüte kommen.

 

Viel Energie für Neues, wenig Zeit

 

Ich habe gerade unglaublich viel Energie, etwas Neues zu gestalten – und gleichzeitig wahnsinnig wenig Zeit, das auch wirklich zu tun. Das Leben hat sich einfach von jetzt auf gleich rasant verändert. Unseren Sohn betreuen, meine Selbstständigkeit irgendwie absichern und dafür vieles auf links drehen, Sorge um die Eltern, ganz viel Care-Arbeit übernehmen, ständige Abstimmung mit meinem Mann, keine wirkliche Perspektive, wann sich die Situation verändert, auch physisch wenig Raum für mich zu haben, das zerrt alles an mir. Dass gleichzeitig so viel Energie da ist, etwas Neues zu schaffen, ist schön. Und es ist eine riesige Herausforderung für mich, sie jetzt in ruhige Bahnen zu lenken und mir selbst die Gewissheit zu geben, dass ich auch in langsameren Tempo gestalten und wirksam sein kann.

 

Veränderung gestalten, auch wenn wir sie nicht gewollt haben

 

Carola: Wenn ich das höre, dann fällt mir ein: Veränderung ist oft gut – aber meist erst im Nachhinein. Die Veränderungen, die gerade im Gange sind, können jetzt schon auf etwas hindeuten, das wirklich gut funktioniert in der Zukunft. Und trotzdem ist es kein gutes Gefühl, innerhalb der Krise zu stecken. Obwohl ich davon ausgehe, dass es für irgendetwas gut sein wird, sträube ich mich immer wieder den Flow der Krise mitzugehen. Ich bin unfreiwillig in einer Situation, für die ich mich nicht entschieden habe. Und das ist das, denke ich, was mich vor allem fordert. Wenn ich mich bewusst für die Veränderung entschieden hätte, dann könnte ich sicher viele Aspekte dieser Krise besser tragen, weil ich den Sinn dahinter mehr spüren würde. Und so bin ich gezwungen durch die äußeren Umstände für mich umwälzende, innerliche Veränderungen anzugehen.

 

Beruflich alles auf links drehen – und gleichzeitig alles am Laufen halten

 

Eine der großen Umwälzungen besteht darin, dass vieles, was ich beruflich bisher gemacht habe, jetzt so ad hoc nicht mehr geht. Alle Präsenzveranstaltungen müssen irgendwie im Onlineraum stattfinden und das muss erst einmal konzipiert und getestet werden. Das heißt, ich bin gefordert (oder das ist immer wieder mein Anspruch), (fast) alles umzukrempeln. Und das braucht eigentlich sehr, sehr viel Zeit und Kraft. Aber: Die habe ich im Moment nicht! Warum? Ich muss meine zweijährige Tochter betreuen, ich brauche hier und da auch mal eine kurze Zeit für mich – von der Zeit mit meinem Mann ganz zu schweigen, mein Hund möchte raus, das Haus will sauber sein, das Essen eingekauft und gekocht. Und das alles unter enormem wirtschaftlichem Druck. Wie soll ich das in 24h bei Kräften schaffen? Es ist mir nicht möglich. Zumindest nicht bei dem Anspruch, den ich bisher an mich hatte. Also gehe ich genauso vor wie du, Amy, ich arbeite an meinen Ansprüchen. Und es ist immer wieder hart!

 

Die Kraft von Intentionen und Keksen

 

Amelie: Ich finde das super spannend – und kann sagen, dass ich gerade das Gefühl habe, nichts mehr in der Hand zu haben. Alle Säulen, die gut für das eigene Wohlbefinden sind, fallen weg bzw. wir haben sie nicht mehr in der Hand.

Carola: Als Coach sage ich immer: schau darauf, was du in der Hand hast. Und jetzt merke ich, wenn ich mir die Frage selbst stelle, dass ich für mein Gefühl viel zu wenig in der Hand habe. Es ist nicht so, dass es nichts ist – aber oft reicht es mir nicht. Ich mache gerade meine Erfahrungen damit, für mich jeden Tag eine Intention für den Tag zu setzen. Und wenn mir das gelingt, spüre ich auch, dass ich den Tag viel besser bestreiten und auch genießen kann. Und: wenn ich 5 Minuten habe, dann erledige ich nicht noch schnell etwas. Sondern ich setze mich bewusst hin, atme durch und halte Ausschau nach Dingen um mich herum: Die Blätter im Wind, die Amseln, die nach Würmern suchen, die Wolken, die ziehen oder meine Tochter, die vielleicht mal versunken alleine spielt. Das ist etwas so einfaches und es tut mir richtig gut. Und ich frage mich, warum mir das im Alltag sonst so wenig gelingt und warum ich da immer nach dem Großen strebe.

Amelie: Das zum Beispiel mache ich auch und es hilft mir sehr. Ich mache es jeden Tag bei Kaffee und Keks – ich richte mich mental aus.

Lara: Für mich ist es gerade total wichtig, mir selbst planbare Horizonte zu schaffen, sodass ich mich nicht nur als reaktiv erlebe. Ich hab zum Beispiel schon ziemlich früh für mich gesagt “okay, die Kita wird aller Voraussicht nach erst nach dem Sommerferien auch für unseren Sohn wieder möglich sein”. Das war erstmal hart. Aber es hat mir Klarheit gegeben, mich aus- und einzurichten für die nächsten Monate. Ich merke, dass ich bei aller Abhängigkeit nicht auch noch im Zwei-Wochen-Takt eine Pressekonferenz verfolgen wollte, nach der ich mich ausrichte.

 

Freude an dem, was ist

 

Und ich musste mir erstmal erlauben, mich zu freuen über das Leben, das ich gerade leben darf! Das hat auch einen riesigen Unterschied gemacht. Vieles an der Situation ist bedrückend, ja. Und gleichzeitig gab es so viel Schönes in den letzten Wochen: die Hilfsbereitschaft von Freunden und Familie, als wir nach dem Skiurlaub in Quarantäne mussten, ein Kindergeburtstag, den nur wir drei gefeiert haben, das großartige Wetter, so viel Zeit draußen, Online-Weintrinken mit Freunden und so viel mehr. Hätte es anders noch schöner sein können? Vielleicht. Aber hatte ich Spaß und zwischendurch mal alles um mich rum vergessen? Ja!

Carola: Ich habe mich fast 2 Wochen gewehrt, mit den kleinen Sachen zufrieden zu sein. Und ich frage mich – wozu?

Amelie: Ich denke, dass es daran liegt, dass wir selbst viel zu streng mit uns sind! Wir leisten, gerade als Mütter, so viel im Moment. Und dann auch noch von sich zu verlangen, ganz viele neue Routinen zu etablieren, das ist einfach zu viel.

 

Weniger von sich verlangen – es ist gerade einfach krass

 

Zu meinem “Kaffee und Keks”-Ritual möchte ich noch sagen: Das ist meine Morgenroutine und Morgenroutine ist etwas ganz hilfreiches und auch Individuelles. Es gibt nur eine Sache, die meiner Meinung nach sein soll: es sollte leichtfüßig sein und zu einem persönlich passen. Und das geht auch in wenig Zeit. Eine Idee, die ich von Kristin Graf habe (Podcast: „Die friedliche Geburt“): Schau darauf, welcher Typ du bist, Lerche oder Eule? Und nutze dann deine Zeit, wenn die Kids schlafen… Trotz Allem: Ich erlebe die aktuelle Zeit auch als sehr dicht. Darin immer wieder eigene Bedürfnisse zu spüren, zu kommunizieren und Wünsche/Erwartungen auszusprechen, finde ich anspruchsvoll. Mir fällt es oft schwer, Pausen einzubauen und mal Fünfe gerade sein zu lassen. An letzteres erinnere ich mich täglich… 😉

 

Pause ist auch wichtig

 

Lara: Ja, den Wert der Pause habe auch nochmal ganz neu praktisch kennengelernt. Als mein Kalender von jetzt auf gleich leer war, weil erst einmal alle Aufträge abgesagt wurden, war das wie eine Pausentaste für mein sonst sehr getaktetes Leben. Und ich habe es richtig genossen, erst einmal gar nichts zu tun, außer mit meinem Sohn in den Tag hinein zu leben- das habe ich mich fast gar nicht getraut zu sagen, gerade als Selbstständige! Keine Termine, keine Pläne, einfach nur wir. Dadurch hat sich trotz so vieler Beschränkungen in der aktuellen Situation auch eine ganz neue Freiheit ergeben. Und mein Leben ist durch die intensive Zeit mit unserem Sohn zuhause wieder viel spielerischer geworden und das ist schön.

 

Wie organisiert ihr euch als Familie?

 

Amelie: Wir haben als Familie einen relativ klaren Rhythmus. Wir gehen sowohl vormittags als auch nachmittags circa zwei Stunden raus und essen zu den gleichen Uhrzeiten. Das hilft uns sehr. Zudem gibt uns mein Yogaunterricht eine feste Wochenstruktur. Wir hatten auch schon vor Corona einen rhythmischen Alltag, der sich jetzt nur etwas abgewandelt hat. Das ist also nichts neu Erlerntes, sondern etwas, was wir immer so machen, weil es uns den Alltag erleichtert. Klar habe ich nicht immer Lust rauszugehen, aber wenn es als fester Programmpunkt gesetzt ist, weiß ich, dass dies jetzt dran ist und dann mache ich es einfach. Wenn ich dann draußen bin, bin ich meist froh und schöpfe neue Kraft.

 

Den Rhythmus finden, der Freiheit schafft

 

Lara: Wir haben einen Familien-Tagesplan gestaltet und ihn auch bebildert, sodass für unseren Sohn ganz leicht verständlich ist, wie unser Tag abläuft. Ich merke, dass vor allem ihm dieser rhythmische Alltag, den er ja sonst auch hat, sehr viel Sicherheit gibt. Mein Mann und ich können dadurch gut abstimmen, wann wir jeweils zwischen Arbeiten und Familienzeit wechseln. Das ist für mich total hilfreich, weil viel Transparenz entsteht. Gleichzeitig stellt sich in mir langsam eine große Sehnsucht danach ein, wieder freier und selbstständiger über meine Zeit zu verfügen und nicht immer alles absprechen zu müssen. So sehr ich Pläne im beruflichen Kontext mag, so sehr liebe ich es privat auch einfach mal in den Tag hinein zu leben, zu schauen, was als nächstes dran ist. Das verträgt sich zunehmend schlecht damit, dass uns Regelmäßigkeit hilft, gut durch die Tage zu kommen.

 

Was fällt dir schwer? In welche Falle tappst du (immer wieder)?

 

Amelie: Ich erlebe mich immer wieder als diejenige, die automatisch in die Rolle schlüpft, Sorge für die Anderen zu tragen. So habe ich ganz selbstverständlich die Aufgabe übernommen, auf Joris aufzupassen und meinem Mann einen Ausgleich zu ermöglichen, in dem er regelmäßig Sport machen kann. Anspruchsvoll ist hierbei für mich, mich daran zu erinnern, dass wir uns Verantwortung teilen und ich auch Zeit für mich und meine Arbeit brauche und einplanen kann. Mein Mann erinnert mich gerne daran, dass ich auch seine Hilfe zulassen darf… 😉

Lara: Das kenne ich auch gut. Für mich sind Gleichberechtigung und Fairness total wichtig, nicht nur aktuell, sondern ganz grundsätzlich. Und ich merke, dass beide Bedürfnisse gerade deutlich an Grenzen stoßen. Ich erwische mich dabei, dass ich dazu neige, mir selbst am wenigstens Raum zu geben und dafür im Gegenzug viel Raum für die anderen zu schaffen, vor allem für unseren Sohn, aber auch für die Arbeitszeit meines Mannes. Und das hat mich, nachdem ich einige Wochen super durch die Coronazeit gekommen bin und mit viel Pragmatismus dafür gesorgt habe, dass wir uns gut in unserem neuen Alltag zuhause zwischen Kinderbetreuung und Arbeiten einrichten, in ein ziemliches Loch fallen lassen.

 

Ich existiere nur noch in den Zwischenräumen

 

Auf einmal war da der Satz „ich existiere nur noch in den Zwischenräumen“. Das hat mich ziemlich erschreckt, es aber einfach auf den Punkt gebracht. In der wenigen Zeit, die mir für mich bleibt, muss ich ständig priorisieren, noch deutlich mehr, als das sonst in meinem Leben als Mama und Selbstständige der Fall ist. Immer wieder habe ich gemerkt, dass mein Fairnessbedürfnis durch die aktuell doch recht ungleich verteilte Arbeitszeit sehr stark leidet und sich in mir eine kleine Rebellion aufbaut.

 

Fairness, Gleichberechtigung und der Autopilot

 

Natürlich ist es so, dass in meiner Selbstständigkeit viele Aufträge weggefallen sind und ich zudem grundsätzlich mehr Flexibilität in unseren Familienalltag einbringen kann als mein Mann, der als Führungskraft in einem großen Unternehmen arbeitet. Ich ertappe mich aber auch dabei, dass ich quasi wie im Autopiloten automatisch meine eigenen Themen schiebe, wenn es für meinen Mann gerade hilfreich ist. Dadurch habe ich mir selbst das Wasser abgegraben: denn ich habe zwar viele Aufträge verloren, aber gleichzeitig entstehen viele neue Ideen und ich spüre sehr viel Energie, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Immer wenn ich z.B. mit euch an unseren Ideen arbeite, spüre ich ganz viel Kraft und Leichtigkeit. Und eben auch Normalität. Und das alles brauche ich auch für mein Wohlbefinden.

Carola: Meine Falle ist, wenn ich denke „jetzt läuft es“. Es gibt Tage, da denke ich, „so ist es perfekt, jetzt habe ich mich endlich eingerichtet“. Und am nächsten Tag hänge ich wieder durch, bin unzufrieden mit den Gegebenheiten und habe einen richtigen Scheißtag. Weil mein Anspruch wieder gestiegen ist und ich nicht bemerke, wie er das fast automatisch tut und somit am nächsten Tag wieder nicht in den Alltag passen kann. Damit tue ich mir keinen Gefallen.

Amy: Das! Und ich glaube, wir haben zusätzlich ganz viel gewonnen, wenn wir milder mit uns sind, wenn wir mal einen Scheißtag haben. Denn es ist einfach normal, dass man solche Tage hat. Wir tun uns etwas Gutes, wenn wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass es solche  Tage gibt.

 

Tiefkühlpizza, Kaffee und andere Bewältigungsstrategien

 

Carola: Fordernd daran finde ich vor allem, dass meine alten Routinen, mit solchen Tagen umzugehen, nicht mehr passend sind mit meinem Kind permanent bei mir: ich kann mir nicht mehr einfach zwischendurch mal eine Tiefkühlpizza kaufen und mich vor den Fernseher hängen. Das heißt, es ist doppelt schwer: Sich mit den miesen Tagen anfreunden und einen neue Routine entwickeln, mit ihnen umzugehen, obwohl man ein Kind begleitet.

Lara: Dazu habe ich neulich morgens, als ich nach einer mal wieder viel zu kurzen Nacht an der Kaffeemaschine stand, eine ganz erstaunliche Entdeckung gemacht: bis dahin bin ich an solchen Tagen immer mit dem Gedanken aufgestanden, dass ich jetzt “funktionieren” muss und irgendwie die Energie aufbringen muss, dass niemand merkt, dass ich gerade überhaupt keine Lust auf gar nichts und einfach schlechte Laune habe. Und dann dachte ich auf einmal, was für ein Quatsch!  Seitdem ich mir erlaube, einfach mal schlechte Laune zu haben und nicht sofort alles in Angriff nehmen zu müssen, ist es für mich deutlich entspannter geworden.

 

Wie sorgst du gut für dich? Was ist dein Geheimrezept, um bei guter Laune zu bleiben?

 

Amelie: Ich beginne wie schon gesagt meinen Tag mit einem Kaffee und einem Keks und führe dabei ein 6-Minuten Tagebuch. Dies hilft mir, mich morgens auf das zu besinnen, was mir an diesem Tag wichtig ist. An schlechten Tagen kann ich mich mithilfe der vorgegeben Struktur des Buches mit Sätzen motivieren, die mir bei schlechter Laune gut tun. Dann schreibe ich einfach auf, dass es okay ist, wenn ich heute einfach nur durch den Tag komme.

Lara: Was mir aktuell gute Laune macht, ist Bewegung, ganz bewusst etwas Körperliches tun und nicht immer nur denken. Das kann man super von Kindern lernen. Oft packe ich mir meinen Sohn aufs Fahrrad und wir machen eine Radtour durch den Wald. Ich fahre zwei Mal die Woche zu meinem Pony, das ist auch wie Eintauchen in eine andere Welt. Und ich nehme mir wieder mehr Zeit, oft auch spät abends, um Yoga zu machen und zu meditieren. Das klingt klischeehaft und ist es ja vielleicht auch – aber es hilft. Und mein Mann und ich versuchen, abends wenn unser Sohn schläft, bewusst Zeit einzuplanen, die jeder für sich in einem anderen Zimmer verbringt. Dieses Allein-Sein und dann tun zu können, was ich möchte, und seien es auch nur 30 min, gibt mir aktuell total viel Kraft.

Carola: Mich immer wieder darauf zu konzentrieren, im Hier und Jetzt zu sein und die Momente auszukosten, die eben gerade da sind. Das kann Arbeit, Sein mit meiner Tochter oder sonst etwas sein. Hauptsache ich tue es bewusst und voll und ganz.
Und mich – mit diesem Wissen – für die Momente zu entscheiden, die mir besser tun als andere.

Worauf bist du stolz, wenn du auf die letzten Wochen schaust?

 

Amelie: Mein größter Stolz ist immer, wenn ich mich in diesen intensiven Zeiten bei Laune halte und mich an kleinen Dingen erfreuen kann.

Lara: Dass ich mich in meiner knappen Zeit zwischen Arbeiten und Entspannung ganz oft für die Entspannung entscheide. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich! So sehr mir die Arbeit Spaß macht und Energie gibt, so sehr spüre ich gerade, dass die Basis dafür erstmal durch Ruhe, Abstand und Zeit für mich allein entsteht. Und ich bin stolz darauf, dass mein Mann und ich, auch wenn es manchmal schwer und nicht immer harmonisch ist, so viel darüber sprechen, wie es uns gerade geht und was wir brauchen.

Carola: Ich bin stolz darauf, dass ich gerade den Eindruck habe, dass mir diese Krise hilft, zu meinen wirklichen Bedürfnissen zu finden und mir den Mut gibt zu trennen zwischen: Will ich wirklich und kann ich auch lassen. Denn nur so kann ich Prioritäten setzen und Dinge weglassen, die ich vorher immer mitgeschleift habe: aufgrund von Routine, Gewohnheit oder Faulheit. Und jetzt bleibt einfach zu wenig Zeit und ich kann mir das “Überflüssige” und “Fade” nicht mehr leisten.

Eltern-Sein in der Corona-Krise: Ein kleines Selbstcoaching-Tool für dich!

Wir sind noch immer mittendrin

Vor zwei Wochen habe ich in diesem Blogartikel zwei neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit euch geteilt, die mir geholfen haben, mein aktuelles Erleben als Elternteil in der Corona-Krise besser zu verstehen. Seitdem ist so Vieles passiert und einiges auch nicht. Deutlicher als noch vor zwei Wochen zeigt sich, dass die Situation für Familien weiterhin herausfordernd bleiben wird. Wir sind noch immer mittendrin und ein wirkliches Ende ist kaum abzusehen. Daher wollen meine Kolleginnen und ich weiterhin dran bleiben, euch als Eltern in dieser Zeit zu begleiten. Mit Artikeln, ehrlichen Berichten über unsere eigenen Erlebnisse, Online-Angeboten zum Zusammenkommen, Online-Coachings und kleinen Selbstcoaching-Tools, die ihr ganz einfach in euren Alltag einbauen könnt.

 

Wie gut bist du bei Laune und Kraft? Ein kleines Selbstcoaching-Tool für dich!

Das SCARF-Modell, das ich vorgestellt habe, bietet uns eine Möglichkeit, eigene Bedürfnisse in Krisen- und Transformationszeiten zu erkennen. Und darüber erst einmal für uns zu klären, warum es uns eigentlich geht, wie es uns geht. Und was wir brauchen, um bei Laune und Kraft zu bleiben, gerade dann, wenn es stürmisch um uns wird.

Meine wunderbare Kollegin Amelie Vesper hat für euch, auf der Basis des letzten Blogartikels, ein kleines Selbstcoaching-Tool zum SCARF-Modell visualisiert, das wir euch auf diesem Weg zur Verfügung stellen möchten. Du findest es hier (Selbstcoaching Template_SCARF) zum Download.

 

Wie du mit dem Tool arbeiten kannst

Das Template ist eine Einladung zur Selbstreflexion. Es geht darum, kurz innezuhalten, in dich hinein zu spüren und zu gucken: wo stehe ich gerade und wie geht es mir wirklich? Und dann einfach erstmal alles einzutragen, was dir dazu gerade in den Sinn kommt. So hast du auch eine erste Grundlage, um dich ggf. mit deinem Partner oder deiner Partnerin auszutauschen.

Wir sind überzeugt, dass dadurch mehr Klarheit und Bewusstsein für das eigene Wohlbefinden entstehen kann. Und das gibt uns überhaupt erst die Grundlage, um gut für uns selbst und damit auch für Andere zu sorgen. Die Fragen sollen erste Gedankenanstöße geben. Und wenn dir die Platzhalter zu klein sind, dann schreib einfach munter auf einem anderen Blatt weiter. Nutz das Template einfach als Einstieg und schau, wohin dich deine Gedanken führen.

Wir wünschen dir damit viel Freude!